Innovation

Minimum Viable (Food)Product: der schmale Grad zwischen Erfolg und Misserfolg.

Philipp Wolf
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30.8.2023

In der heutigen Ära der raschen technologischen Fortschritte und der erhöhten Kundenansprüche stehen Food Startups in vor einer besonderen Herausforderung: Einerseits betonen Unternehmer*innen, dass ein erfolgreiches Unternehmen mit einem "Minimum Viable Product" (MVP) beginnen sollte – einer frühen Version eines Produkts, die gerade ausreichend ist, um die ersten Nutzer*innen zu überzeugen. Andererseits ist der Anspruch an ein professionelles Erscheinungsbild und hochwertige Produkte höher denn je.
Ein Gründer, ich weiß leider nicht mehr genau wer es war, sagte einmal "Es ist kein Startup, wenn du dich nicht für die erste Version deines Produktes schämst." Doch in einer Zeit, in der das Image und die Qualität eines Produkts von entscheidender Bedeutung sind, stellt sich die Frage: Darf man sich überhaupt noch für die erste Version eines Produkts zu schämen? Oder ist das scheitern dann bereits vorprogrammiert?

Die Notwendigkeit eines professionellen Auftretens ist zweifellos in vielen Branchen, aber insbesondere in der Lebensmittelwirtschaft, von großer Bedeutung. Konsument*innen verlangen heutzutage nicht nur nach schmackhaften Produkten, sondern auch nach ansprechender Verpackung. Hinzu kommt die (rechtliche) Notwendigkeit eines vertrauenswürdigen Herstellungsprozesses.
Lebensmittel sind eng mit unserer Gesundheit verbunden, weshalb das Vertrauen der Kunden in die Herkunft und Qualität der Produkte unerlässlich ist. Daher kann sich ein unprofessionelles Erscheinungsbild negativ auf die Glaubwürdigkeit und den Erfolg eines Lebensmittel-Startups auswirken.

Nichtsdestotrotz hat das Konzept des MVP nach wie vor seine Berechtigung. Startups benötigen eine Möglichkeit, schnell auf den Markt zu gelangen, Kund*innen-Feedback zu sammeln und ihr Produkt iterativ zu verbessern. Hier stellt sich die Frage, wie sich das Konzept des MVP in der Lebensmittelwirtschaft umsetzen lässt. Im Vergleich zu Software- oder Technologie-Startups, bei denen ein einfaches Produkt möglicherweise ausreicht, um Feedback zu sammeln, erfordern Lebensmittel eine höhere Sorgfalt.

Sicherheit, Geschmack und Design

Ein Minimum Viable Food sollte in erster Linie die grundlegenden Qualitätsstandards erfüllen. Es sollte sicher für den Verzehr sein, die grundlegenden sensorischen Erwartungen erfüllen und den rechtlichen Vorschriften entsprechen. Dies bedeutet, dass das Produkt zwar in seiner ersten Version nicht perfekt sein muss, aber es darf keine Kompromisse bei der Sicherheit und Qualität eingehen.

Darüber hinaus kann ein MVP in der Lebensmittelwirtschaft von einem starken Fokus auf den Geschmack profitieren. Wenn das Produkt nicht gut schmeckt, werden selbst die ansprechendste Verpackung und das professionellste Marketing keine langfristigen Kund*innen gewinnen können. Hier liegt ein entscheidender Unterschied zu anderen Branchen: Bei Lebensmitteln steht der Geschmack an erster Stelle, und das Produkt muss diese Erwartungen bereits in seiner ersten Version erfüllen.

Zusätzlich dazu hat sich das Design zu einem weiteren entscheidenden Faktor entwickelt. Kund*innen achten heute mehr denn je auf das äußere Erscheinungsbild eines Produkts. Eine ansprechende Verpackung und ein durchdachtes Design können einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidung haben. Daher sollte ein Food MVP nicht nur geschmacklich überzeugen, sondern auch visuell ansprechend gestaltet sein.

Insgesamt zeigt sich also, dass der Ansatz eines MVP einen sensiblen Balanceakt erfordert. Während ein gewisses professionelles Auftreten und Qualität von entscheidender Bedeutung sind, dürfen diese Aspekte nicht dazu führen, dass ein Startup zu viel Zeit und Ressourcen in die Perfektionierung der ersten Version investiert. Die Essenz des MVP liegt darin, schnell auf den Markt zu gelangen, Feedback zu sammeln und das Produkt iterativ zu verbessern.

Infolgedessen kann man schlussfolgern, dass der berühmte Ausspruch der mir nicht mehr bekannten Person, der besagte, man solle sich für die erste Version eines Produkts schämen, nach wie vor relevant ist. Allerdings hat sich die Definition von Scham in diesem Kontext verändert. Es geht nicht mehr darum, ein minderwertiges Produkt auf den Markt zu bringen, sondern vielmehr darum, das Konzept eines MVP mit den höheren Erwartungen und Anforderungen der heutigen Zeit in Einklang zu bringen. Startups in der Lebensmittelwirtschaft müssen weiterhin den Mut haben, ihre Produkte frühzeitig auf den Markt zu bringen, jedoch ohne Kompromisse bei Qualität, Sicherheit, Geschmack und Design einzugehen.

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