Food Trends sind weit mehr als kurzlebige Hypes. Sie sind Seismografen für gesellschaftliche Veränderungen, Spiegel neuer Ernährungsgewohnheiten und oft der Ursprung erfolgreicher Produktinnovationen. Ob pflanzenbasierte Alternativen, fermentierte Lebensmittel, funktionale Snacks oder experimentelle TikTok-Rezepte – Food Trends zeigen, was uns wirklich beschäftigt: ökologisch, gesundheitlich und kulturell.Ein Ernährungstrend entsteht selten linear. Manche beginnen in der Gastronomie, verbreiten sich über Social Media und landen schließlich im Supermarktregal – andere verschwinden unterwegs wieder. Doch wer Food Trends versteht, erkennt früh, wie sich Konsument*innenverhalten, Märkte und Marken verändern.Hier erfährst du, was Food Trends eigentlich sind, wie sie entstehen und welche Rolle sie für Industrie, Handel und Startups spielen. Außerdem findest du eine Auswahl der prägendsten Trends unserer Zeit – mit Einordnung, Beispielen und Denkanstößen für alle, die in der Lebensmittelbranche etwas bewegen wollen.
„Health Care“ umfasst Produkte und Innovationen, die das körperliche Wohlbefinden gezielt unterstützen und präventive Gesundheit fördern. Sie reicht von der Stärkung des Immunsystems über die Förderung der Darmgesundheit (Fermentation, Prä-, Pro- und Postbiotika, Ballaststoffe) bis hin zur Herzgesundheit durch Cholesterinmanagement, Omega-Fettsäuren und Blutdruckregulation. Ergänzt wird der Bereich durch Superfoods, die natürliche Nährstoffquellen mit funktionalem Gesundheitsnutzen verbinden und einen ganzheitlichen Ansatz für moderne Ernährung verkörpern.
„Clean Living“ steht für einen bewussten, achtsamen Lebensstil, der auf Reinheit, Natürlichkeit und Balance setzt. Sie umfasst Themen wie Lower Alcohol mit neuen alkoholfreien Alternativen und Spirituosen, die den Genuss ohne Promille ermöglichen, sowie Clean Eating, das auf minimal verarbeitete, natürliche Zutaten fokussiert. Ergänzend stehen Low-Carb- und Free-From-Konzepte (frei von Zucker, Gluten, Laktose oder Histaminen) für eine individuell angepasste, transparente Ernährung, die Körper und Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt.
„Tailored Nutrition“ beschreibt den Wandel hin zu einer individuell abgestimmten Ernährung, die persönliche Bedürfnisse, Lebensstile und Gesundheitsziele in den Mittelpunkt stellt. Unter Personalized Nutrition fallen personalisierte Ernährungspläne, ganzheitliche Ernährungskonzepte und maßgeschneiderte Nahrungsergänzungsmittel, die auf genetische, biologische oder lifestylebezogene Faktoren eingehen. Zudem gewinnt die Female-Focused Nutrition an Bedeutung – mit Produkten und Konzepten, die speziell auf die gesundheitlichen und hormonellen Bedürfnisse von Frauen abgestimmt sind.
„Diets & Detox“ steht für Ernährungsansätze, die auf gezielte Regeneration, Gewichtsmanagement und Entlastung des Körpers ausgerichtet sind. Sie umfasst verschiedene Diätformen und Fastenkonzepte, die den Stoffwechsel anregen, das Wohlbefinden fördern und eine bewusste Balance zwischen Ernährung und Gesundheit unterstützen. Im Mittelpunkt steht dabei der Wunsch nach einem klareren, energiegeladenen Körpergefühl durch kontrollierte Ernährung und regelmäßige Detox-Phasen.
„Beauty & Wellness“ verbindet innere Ausgeglichenheit mit äußerem Wohlbefinden und steht für einen ganzheitlichen Ansatz von Schönheit, Gesundheit und Achtsamkeit. Sie umfasst spirituellen Genuss und Rituale zur mentalen Balance, ebenso wie die Förderung von Schlafgesundheit und Entspannung als zentrale Säulen moderner Selbstfürsorge. Ergänzend gewinnen Beauty Foods an Bedeutung – funktionale Lebensmittel, die Haut, Haare und Nägel von innen unterstützen und natürliche Schönheit durch bewusste Ernährung fördern.
„Performance Food“ steht für Ernährung, die gezielt auf körperliche und geistige Leistungsfähigkeit ausgerichtet ist. Sie umfasst Focus Foods, die Konzentration und kognitive Funktionen fördern, sowie Sports Nutrition, die Regeneration, Muskelaufbau und Ausdauer unterstützt. Darüber hinaus gewinnt der Bereich Daily Energy an Bedeutung – Produkte mit wachmachenden Inhaltsstoffen wie Koffein oder Taurin, die nicht nur in Energy Drinks, sondern zunehmend auch in alltäglichen Konsumformen wie Snacks oder Kaugummis vorkommen und den Energiehaushalt im Alltag stärken.
„Sustainable Proteins“ fokussiert sich auf zukunftsfähige, ressourcenschonende Eiweißquellen, die Gesundheit, Umwelt und Ethik miteinander vereinen. Dazu zählen zellkultivierte Proteine, die tierische Produkte nachhaltig reproduzieren, sowie pflanzenbasierte Alternativen, die auf natürliche, umweltfreundliche Rohstoffe setzen. Ergänzt wird der Bereich durch hybride Rezepturen, die verschiedene Proteinquellen kombinieren, und Insektenproteine, die als besonders effiziente und nährstoffreiche Quelle für nachhaltige Ernährung gelten.
„Waste Reduction“ steht für den bewussten Umgang mit Ressourcen und die Minimierung von Lebensmittel- und Verpackungsabfällen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Unter Circular Food fallen innovative Konzepte, die Zutaten wiederverwenden oder Nebenprodukte neu verwerten, anstatt sie zu entsorgen. Zudem fördern Ansätze wie Verpackungsreduktion durch wiederverwendbare Systeme und Zero Food Waste durch Food-Sharing, verbesserte Portionierbarkeit und verlängerte Haltbarkeit eine nachhaltige, verantwortungsvolle Lebensmittelkultur.
„Ethical Foods“ steht für eine bewusste, verantwortungsvolle Ernährung, die ökologische, soziale und ethische Werte in den Mittelpunkt stellt. Sie umfasst Maßnahmen für mehr Tierwohl, faire Produktionsbedingungen und Fair- bzw. Direct-Trade-Initiativen, die Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette sicherstellen. Zudem gewinnen ethische Alternativen an Bedeutung – etwa nachhaltige Ersatzprodukte für Kakao oder Kaffee, die Umweltbelastungen reduzieren und gerechtere Handelsstrukturen fördern.
„Green Shift“ beschreibt den Wandel hin zu einer ökologisch verantwortungsvollen und zukunftsorientierten Lebensmittelproduktion, die Klima- und Ressourcenschutz in den Mittelpunkt stellt. Sie umfasst regenerative Landwirtschaft, die Biodiversität, Bodengesundheit und nachhaltige Anbaumethoden fördert, sowie innovative Konzepte wie Indoor- und Vertical Farming, die ressourceneffiziente Anbausysteme in urbanen Räumen ermöglichen. Ergänzt wird der Bereich durch Local Foods – regionale und saisonale Produkte aus handwerklicher Herstellung oder „Local Exotics“ – und durch Ansätze zur CO₂-Einsparung, etwa durch die Reduktion von Transportgewichten, den Einsatz von Pulverformaten oder andere Maßnahmen, die Emissionen entlang der Lieferkette senken.
„Convenience“ steht für den Wunsch nach Zeiteffizienz, einfacher Zubereitung und moderner Alltagstauglichkeit bei gleichzeitig hoher Qualität und Frische. Dazu zählen Ready-to-Produkte wie Fresh-Cut-Angebote, Flüssigmahlzeiten oder trinkfertige Cocktails, die sofortigen Genuss ermöglichen. Meal-Kits erleichtern das Kochen zu Hause durch vorportionierte Zutaten und Rezepte, während Smart-Kitchen-Technologien wie Thermomix-Systeme oder Küchenrobotik den Kochprozess automatisieren. Ergänzend prägt die Snackification den Trend – mit innovativen, sättigenden Mini-Mahlzeiten, herzhaften Riegeln und gesünderen Snack-Alternativen für den flexiblen Konsum unterwegs.
„Simple Supply“ steht für neue, unkomplizierte Wege der Lebensmittelbeschaffung, die den Zugang zu frischen und fertigen Produkten effizienter gestalten. Dazu zählt New Food Delivery, also innovative Lieferkonzepte wie Schnelllieferdienste, automatisierte Zustellung oder abonnementbasierte Systeme, die Flexibilität und Bequemlichkeit vereinen. Ergänzend treiben Automaten- und Smart-Stores die Entwicklung voran – mit intelligenten Verkaufsstellen, die rund um die Uhr verfügbar sind und den Einkauf durch Technologie, Automatisierung und bargeldlose Systeme vereinfachen.
„Taste Adventure“ steht für die Freude am Entdecken neuer Geschmackswelten und den spielerischen Umgang mit Genuss. Unter Little Escapes fallen nostalgische Revival-Trends, limitierte Editionen, saisonale Highlights und verspielte Produkte für sogenannte Kidults, die kindliche Neugier und emotionale Genussmomente ansprechen. Global Flavors hingegen zelebrieren kulinarische Vielfalt – von Chaos-Cooking und kreativen Fusion-Küchen über exotische Zutaten, Food-Pairings und Delikatessen bis hin zu Street-Food, Soul Food und World Wide Sweets, die internationale Geschmackserlebnisse in den Alltag bringen.
„Emotional Moments“ stellt den emotionalen und sozialen Wert von Lebensmitteln in den Mittelpunkt – Essen wird hier zum Ausdruck von Identität, Lifestyle und Gemeinschaft. Unter Food for the Feed fallen Influencer-Produkte und ASMR-Erlebnisse, die Genuss als Content und Erlebnis inszenieren. Little Luxury steht für Premiumprodukte und handwerkliche Qualität, die alltägliche Momente veredeln. Mit New Grocer entstehen neue Einkaufserlebnisse nach dem Vorbild von Erewhon oder Whole Foods, die bewussten Konsum und Lifestyle verbinden. Ergänzend betont Community Farming – etwa durch Crowdfarming oder Urban Gardening – den gemeinschaftlichen, nachhaltigen Zugang zu Lebensmitteln und deren Ursprung.
Food Trends sind Veränderungen in den Vorlieben und Verhaltensweisen der Verbraucher bezüglich ihrer Ernährung und den Konsum von Lebensmitteln. Diese Trends können sich auf verschiedene Aspekte wie Zutaten, Zubereitungsmethoden, Konsumgewohnheiten und Verpackungen erstrecken.
Food Trends entstehen durch verschiedene Faktoren wie gesellschaftliche Veränderungen, technologische Fortschritte, wachsendes Gesundheits- und Umweltbewusstsein sowie kulturelle Einflüsse. Sie spiegeln die sich ändernden Bedürfnisse und Vorlieben der Verbraucher wider.
Food Trends beeinflussen die Lebensmittelindustrie, indem sie neue Produktentwicklungen, Marketingstrategien und Geschäftsmodelle anstoßen. Unternehmen müssen flexibel und innovativ sein, um den sich ändernden Verbraucherbedürfnissen gerecht zu werden.
Es ist nahezu unmöglich, eine allgemeingültige Kategorisierung von Trends zu erreichen, da es häufig eine Frage des Blickwinkels ist. Dennoch folgend der Versuch einer Einordnung:
‍Megatrends: Dies sind langfristige, groß angelegte Veränderungen, die mehrere Jahrzehnte andauern und tiefgreifende Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Technologie haben. Beispiele für Megatrends sind Digitalisierung, Urbanisierung, demografischer Wandel und Nachhaltigkeit.
Makrotrends: Diese Trends sind ebenfalls langfristig, aber spezifischer und weniger umfassend als Megatrends. Sie beziehen sich oft auf bestimmte Sektoren oder Bereiche innerhalb der Megatrends. Beispielsweise könnte der Makrotrend "Flexibilisierung der Arbeit" Teil des Megatrends "New Work" sein.
Subtrends: Dies sind detailliertere Trends, die innerhalb von Makrotrends auftreten. Sie sind spezifischer und haben oft kürzere Zyklen. Ein Beispiel wäre die "Home-Office-Kultur" als Subtrend innerhalb des Makrotrends "Flexibilisierung der Arbeit".
Hypes: Kurzfristige Phänomene, die oft durch Medien und öffentliche Aufmerksamkeit angetrieben werden. Sie können schnell an Bedeutung gewinnen, aber ebenso schnell wieder verschwinden. Hypes sind oft technologisch getrieben, wie etwa Virtual Reality oder Kryptowährungen zu bestimmten Zeiten.
Countertrends: Diese entstehen als Reaktion auf bestehende Trends und repräsentieren oft gegensätzliche Entwicklungen. Ein Beispiel wäre der Trend zur Digitalisierung, der einen Countertrend in Form einer "Digital Detox"-Bewegung hervorrufen kann, bei der Menschen bewusste Pausen von digitalen Geräten einlegen.
‍Soziokulturelle Trends: Diese Trends reflektieren Veränderungen in Werten, Einstellungen und Verhaltensweisen innerhalb der Gesellschaft. Sie können tiefgreifende Auswirkungen auf Konsumverhalten, Arbeitskultur und soziale Interaktionen haben. Beispiele sind der Trend zu mehr Diversität und Inklusion oder die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit im Alltag.
‍Technologische Trends: Diese Trends beziehen sich auf Innovationen und Durchbrüche in Wissenschaft und Technologie, die neue Möglichkeiten schaffen und bestehende Branchen und Geschäftsmodelle transformieren können. Beispiele sind Künstliche Intelligenz, Blockchain und das Internet der Dinge (IoT).
Laut dem Zukunftsinstitut gibt es sieben Megatrends, die die Esskultur und die Lebensmittelbranche stark prägen.
1. New Work
‍Der Wandel der Arbeitswelt hin zu flexiblen Arbeitszeiten und mobilen Arbeitsformen beeinflusst unsere Essgewohnheiten. Das Mittagessen und Frühstück passen sich einer zunehmend mobilen Arbeitskultur an.
2. Neo-Ă–kologie
‍Das gesteigerte Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit verändert die Lebensmittelproduktion. Qualität, Ressourcenschonung und nachhaltige Praktiken werden zur Norm, angetrieben von einem höheren Umweltbewusstsein der Verbraucher.
3. Urbanisierung
‍Städte entwickeln sich zu Zentren der Lebensmittelproduktion durch Techniken wie Vertical Farming und kultiviertes Fleisch. Urbanisierung bringt die Produktion näher zu den Verbrauchern und fördert innovative städtische Landwirtschaftsprojekte.
4. Gender Shift
‍Veränderte Geschlechterrollen und neue Lebensformen beeinflussen die Essgewohnheiten. Eine höhere Zahl an Single-Haushalten und berufstätigen Frauen sowie vielfältigere Familienstrukturen führen zu neuen sozialen Aspekten des Essens.
5. Individualisierung
‍Der Trend zur Individualisierung ermöglicht es Menschen, ihre Ernährung an persönliche Vorlieben und Lebensstile anzupassen. Lifestyle-Diäten und individuelle Geschmacksvorlieben prägen die Esskultur.
6. Konnektivität
‍Die zunehmende Vernetzung fördert den Austausch zwischen Verbrauchern, Produzenten und Händlern. Co-Creation-Prozesse entwickeln neue Produkte und Lösungen, wie müllreduzierende Verpackungen, die über traditionelle Lebensmittelkonzepte hinausgehen.
7. Gesundheit
‍Das wachsende Bewusstsein für Gesundheit beeinflusst die Ernährung stark. Frische, gesunde Zutaten, Superfoods und eine neue Qualitätsorientierung zeugen von der Bedeutung, die Gesundheit und Ernährung im Alltag einnehmen.Diese Megatrends zeigen, wie tief verwoben die Esskultur mit gesellschaftlichen Veränderungen ist und wie sie die Lebensmittelbranche nachhaltig prägen.
Food Trends verändern sich kontinuierlich und werden von verschiedenen internen und externen Faktoren beeinflusst. Diese Dynamik spiegelt die sich wandelnden Bedürfnisse, Vorlieben und Werte der Verbraucher wider sowie technologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen.
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Hier sind einige wesentliche Faktoren und Mechanismen, die die Veränderung von Food Trends antreiben:
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• Verbraucherverhalten und -präferenzen
• Technologische Innovationen
• Gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse
• Umwelt- und Nachhaltigkeitsfaktoren
• Wirtschaftliche Rahmenbedingungen