Die neue Mathematik des Konsums
Stell dir vor, du isst einfach weniger – nicht, weil du es dir vornimmst, sondern weil dein Körper kein Bedürfnis mehr danach hat. Genau das passiert bei GLP-1-Nutzer*innen. Studien zeigen eine Reduktion der Kalorienaufnahme um 20 bis 30 Prozent – das entspricht grob einer Mahlzeit pro Tag. In harten Zahlen: mehr als 700 Kalorien weniger täglich.
Und weil weniger gegessen wird, wird auch weniger gekauft. Laut Walmart-CEO John Furner geben GLP-1-Nutzer*innen rund 51 Dollar weniger pro Woche für Lebensmittel aus. Das verändert nicht nur die Einkaufsmenge, sondern auch die Produktwahl.
Ultraverarbeitete Lebensmittel – Chips, Süßigkeiten, Softdrinks – landen seltener im Wagen. Stattdessen steigt der Absatz bei frischen Produkten und proteinreichen Snacks. Einige Wissenschaftler*innen vermuten sogar, dass GLP-1-Medikamente die Dopaminausschüttung beeinflussen – also genau den Mechanismus, der dafür sorgt, dass wir eine Tüte Gummibärchen nicht nach fünf Stück zur Seite legen, sondern erst nach fünfzig.
„Genuinely frightened“ – Wenn die Lebensmittelindustrie nervös wird
Die Reaktionen in der Branche reichen von verhaltenem Interesse bis zu offener Besorgnis. Novo-Nordisk-CEO Lars Fruergaard Jørgensen erzählt, dass er von mehreren Lebensmittelkonzernen kontaktiert wurde – mit der simplen Botschaft: „Wir haben Angst.“
Kein Wunder. Denn der Rückgang zeigt sich längst in den Zahlen. Snackverkäufe sinken. Neue Produkte? Fehlanzeige. Marktforschende erwarten für 2024 ein Allzeittief bei Produktneuheiten im Bereich Food & Beverage. Das ist nicht nur ein Problem für Innovationsabteilungen – das ist ein Frühindikator für eine Marktverschiebung.
Und während Metformin, bisher das Standardmedikament bei Typ-2-Diabetes, zunehmend durch GLP-1 ersetzt wird, gerät auch das bisherige Gleichgewicht aus Ernährung, Gesundheitsmarkt und Lebensmittelwirtschaft ins Wanken.